Der Salzsprühtest ist eine Kurzzeit-Korrosionsprüfung, bei der die Prüfteile in intensiven Kontakt mit einer als Nebel verteilten 5%-igen Kochsalzlösung kommen.

Ziel der Prüfung ist die schnelle Zerstörung der Prüfteil-Oberfläche, um sehen zu können, wo die Korrosion beginnt und wie sie sich ausbreitet. Dazu muss der Test die verwendeten Werkstoffe brutal und gewaltsam angreifen können.

Der Salzsprühtest hat keinerlei Bezug zur realen Korrosion unter den natürlichen Bedingungen der Erdatmosphäre oder den speziellen Gegebenheiten des Straßenverkehrs.

Ein direkter Vergleich zwischen verschiedenen Korrosionsschutzsystemen ist im Salzsprühtest nicht möglich, weil er auf verschiedene Werkstoffe verschieden wirkt.

Greift der Salzsprühtest nur sehr langsam oder gar nicht an, ist er für die gestellte Aufgabe ungeeignet. Das war zumindest bisher das allgemeine Verständnis.

Nun aber leben wir in einer Zeit, die Gewalt und Terror immer mehr ächtet und das ist gut so. Diese Entwicklung scheint sich irgendwie auch auf den Salzsprühtest auszuwirken. Seine zerstörerische Wirkung schafft möglicherweise Unbehagen, denn er „terrorisiert“ ja sozusagen die Prüfteile. Ist es deshalb zu einem Paradigmenwechsel in der Anwendung des Salzsprühtestes gekommen? Es kommt zunehmend darauf an, dass die Prüfteile im Salzsprühtest möglichst lange unversehrt bleiben und dem „Korrosionsterror“ standhalten.

Wie kann man Frieden schaffen zwischen der Kochsalzlösung und den Prüflingen? Die Eindämmung von internationalen Konflikten kann hier das Vorbild geben. Eine Eingreiftruppe muss die verfeindeten Seiten trennen und die Gewalt beenden. In der Korrosionsschutz-Technologie heißen solche Eingreiftruppen „Versiegelung“ oder „Topcoat“. Sie bestehen aus organischen Deckschichten, die der Wirkung des Salznebels standhalten, solange sie mechanisch unversehrt sind.

Zumindest in der Prüfkammer funktioniert das bestens. Das Ergebnis wird in einem Qualitäts-Prüfprotokoll dokumentiert und alle sind zufrieden. Was danach kommt, spielt keine Rolle mehr.

Absurd? Betrug? Natürlich, aber es ist eben auch für viele Beteiligte ein gutes Geschäft.